Thomas Virnich
Altar mit Ambo
Text: Andreas Mertin, 2008
Besonders beeindruckt hat mich diese Installation von Thomas Virnich. Es handelt sich um eine Altar-Skulptur aus Keramik, die zusammengesetzt 90x130x120 cm groß ist. Sie lässt sich aber auch zerlegen und als skulpturales Ensemble im Raum verteilen. Dieses Kunstwerk wirft aber auch die Fragen auf, die ich abschließend noch stellen möchte. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Johannes Rauchenberger, in dem dieser darauf verwies, wie selten wirkliche Interventionen in der katholischen Kirche im zentralen Bereich des Altars vorgenommen werden. Es ist, als ob exakt an dieser Stelle des dann wohl wirklichen Sakralraumes eine Schwelle gegenüber der bildenden Kunst aufgebaut wird. Die Frage wäre, ob es denkbar ist, die Skulptur von Thomas Virnich wirklich in den Vollzug der katholischen Messe einzubeziehen. Genau das ist ja etwa 1997 mit der Altar-Skulptur von Madeleine Dietz, 2002 mit dem Videokunstwerk von Bjørn Melhus und 2007 mit der Klangskulptur von Jay Schwarz in der Kasseler evangelischen Martinskirche geschehen – sicher nicht ohne Widerspruch und Auseinandersetzungen. Meine Frage ist also nach den wirklichen Herausforderungen, nach den erfahrenen Grenzen des Dialoges. Müssen wir als Kuratoren und Ausstellungsmacher im kirchlichen Bereich nicht sagen, ob es Grenzen gibt und wo sie liegen? Denn sonst könnte die Lektüre dieser wirklich beeindruckenden Dokumentation zum Eindruck führen, im Verhältnis von Kunst und Kirche wären die Dinge gar nicht so schlecht bestellt. Das Gegenteil ist der Fall. Nach 20 Jahren Aufbruch in der Zeit zwischen 1980 und 2000 sind wir im Augenblick wieder auf dem Wege eines massiven Rollback, bei dem verlangt wird, die Kunst habe sich der Kirche unterzuordnen. Josef Meyer zu Schlochterns Buch ist ein Zeichen dafür, einen anderen Weg zu gehen und der zeitgenössischen Kunst in der Kirche einen breiten Raum zu geben. Von mir aus könnte es sogar noch ein wenig mehr sein.
Jahr
1997/1998
Material
Keramik
Dimension
90 x 130 x 120 cm